Gesichter dreier Menschen (von links nach rechts): ältere Dame, Baby, junger Mann

Queer sein in NRW

Vom Schimpfwort zur positiven Selbstbezeichnung: Queer lehnt sich an das deutsche Wort „quer“ und war vor allem in Großbritannien lange als Beleidigung vor allem homosexueller Männer gemeint. Zuerst in den USA, dann auch weltweit eigneten sich diese den Begriff jedoch an und gaben ihm eine eigene, positive Bedeutung.

Eine feste Definition gibt es nicht. Wer sich als queer bezeichnet, drückt damit normalerweise aus, sich nicht mit einer gesellschaftlichen Norm zweier Geschlechter zu identifizieren, die miteinander romantische und/oder sexuelle Beziehungen eingehen.

Ein Sammelbegriff, keine geschlossene Szene

Queer bezieht sich also sowohl auf die sexuelle Orientierung als auch die geschlechtliche Identität. Sexuelle Orientierung meint, ob und von wem wir uns romantisch oder sexuell angezogen fühlen. Die geschlechtliche Identität bezieht sich auf die Frage, mit welchem biologischen oder sozialen Geschlecht sich Menschen identifizieren.

Queer ist als loser Sammelbegriff zu verstehen, nicht als geschlossene Szene. Während sich viele queere Menschen als soziale Bewegung gemeinsam gegen Diskriminierung und Gewalt engagieren, grenzen sich einzelne Gruppen gleichzeitig voneinander ab.

Fakten

  • Schätzungen zufolge haben 90 % der sichtbar queer auftretenden Menschen bereits Gewalt erlebt.
  • Beleidigungen, Mobbing und Gewaltandrohungen sind dabei vor allem im digitalen Raum weit verbreitet. 

Konflikte unter queeren Gruppen führen zu mehr Gleichberechtigung

Wie Konflikte gerade innerhalb der Bewegung die Gesellschaft formten, bildet sich auch in einzelnen Begriffen ab. So gründeten sich mit der Frauenbewegung seit den 1970er Jahren auch in Nordrhein-Westfalen Politik- und Kulturzentren für Frauen, in denen sich lesbische Frauen aber nicht ausreichend gesehen, für ihre Rolle in der Frauenbewegung anerkannt und sogar diskriminiert fühlten. Ähnliche Konflikte brachten Inter- und Transpersonen auf, also Menschen, die sowohl männliche oder weibliche Geschlechtsmerkmale aufweisen, oder die sich im Gegensatz zu ihrem Geschlechtseintrag als Frauen definieren.

Davon zeugt heute der Begriff FLINTA: Er steht für Frauen, Lesben, intergeschlechtliche, nonbinäre (fühlen sich in unterschiedlichen Anteilen beiden Geschlechtern zugehörig), trans- und agender- (fühlen sich keinem Geschlecht zugehörig) Personen. Hier sind nun die bisher engagierten Gruppierungen sichtbar.

Weitere Begriffe sind im ABC des LSVD⁺ – Verband Queere Vielfalt e.V. einfach erklärt.

Rechtlich in vielem gleichgestellt…

Das gesellschaftliche Zusammenleben hat sich für queere Menschen in den vergangenen Jahrzehnten stark verändert. Rechtlich gibt es nun deutlich mehr Gleichstellung, etwa bei hetero- und nicht-heterosexuellen Ehen. Seit 2018 gibt es auch offiziell den Geschlechtseintrag „divers“. Seit dem 21. Juni 2024 gilt das so genannte Selbstbestimmungsgesetz. Es ermöglicht Volljährigen, den Geschlechtseintrag und den Vornamen in offiziellen Dokumenten zu ändern, ohne sich dafür begutachten lassen zu müssen. Mit großen Veranstaltungen wie dem Christopher Street Day setzen sich queere und auch nicht-queere Menschen gemeinsam für mehr öffentliche Sichtbarkeit ein.

…aber nicht überall sicher

Trotzdem geben mehr und mehr von ihnen an, sich auch in großen Städten außerhalb bestimmter Viertel nicht sicher zu fühlen. Bundesweit erfassten Polizeibehörden 2023 rund 1.500 queerfeindliche Straftaten, 50 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Die Mehrheit der Angriffe kommt demnach aus dem rechten Spektrum. In Nordrhein-Westfalen gibt es keine offizielle Statistik. Die Opferberatungsstellen sagen, dass viele Gewalttaten entweder nicht angezeigt oder im Falle einer Anzeige nicht als queerfeindliche Hasskriminalität erfasst würden.

Publikationen für die politischen Bildung

Queergestreift

Was heißt das eigentlich, wenn sich jemand als pan-, poly- oder asexuell begreift? Dieses Buch klärt auf über LGBTIQA+ und die Menschen hinter diesen Buchstaben. Es setzt sich mit gesellschaftlichen, gesundheitlichen und rechtlichen Fragen auseinander, lässt Betroffene zu Wort kommen und stellt Organisationen vor, die sich für Geschlechtervielfalt engagieren.

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Homosexuelle, trans- und intergeschlechtliche Menschen in Deutschland

Die lesenswerte Lektüre skizziert einen Grundriss über die Historie von homosexuellen, trans- und intergeschlechtlichen Menschen, und zwar vom Kaiserreich über Weimarer Republik, Nationalsozialismus, Nachkriegszeit bis in die Gegenwart.

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Filme für die politische Bildung

Was ist das eigentlich?

Was passiert eigentlich, wenn man heterosexuelle Menschen mit Vorurteilen konfrontiert, die für homosexuelle Menschen Alltag sind? Das haben Jugendliche hier ausprobiert.

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Endlich ich

Interviews über das Coming-out, das Lebensgefühl und den Umgang mit Einschränkungen, Vorurteilen und Diskriminierungen als LGBTQIA+– eine große Bandbreite an Erfahrungen, die sowohl positiv als auch negativ sind.

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It doesn't matter

Was bedeutet Liebe für dich? Das beantworten Ally, Pia, Liam und Damien. Sie lernten sich beim „Cosplayen“ kennen. Dabei schlüpfen sie in andere Figuren und können sich in Geschlechterrollen ausprobieren und ausleben.

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Transkids

Julia Monro ist die Gründerin von „transkids“. Gemeinsam unternimmt sie mit trans* Jugendlichen einen Ausflug zu einem Reiterhof. Der Film begleitet sie dabei. Léon, Liam, Ben und Florian erzählen davon, wie es für sie ist, trans* zu sein.

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Projektion

„Sexuelle Orientierung bezieht sich darauf, mit wem du ins Bett gehen möchtest und die Geschlechtsidentität als ‚wer‘ du ins Bett gehen möchtest“, sagt Marietta. Im Film sprechen Marietta, Nino, Naja und Arris über ihre Erfahrungen als queere Jugendliche.

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Mein Trans Dein Trans

Wie ist es, wenn Jugendliche feststellen, dass sie trans* sind? Jamie, Ben, Florian, Tyler, Liam und Ben tauschen sich bei einem Ausflug in einen Kletterwald untereinander aus und teilen ihre Erfahrungen.

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AugenBlicke

„Ich mag es mich so anzuziehen, wie ich es sonst auch tue. Doch immer wieder plagen mich die Gedanken daran, was Andere davon halten“. Das sind Gedanken, die wahrscheinlich viele queere Jugendliche kennen. „AugenBlicke“ von anderen Menschen lassen viel Interpretationsspielraum und können den Alltag stark beeinflussen. Queere Jugendliche berichten.

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Bitches I'am gay

Wie kann das Outing vor den Eltern oder vor Freundinnen und Freunden aussehen? Im Film erzählen Jugendliche von ihren Erfahrungen. Zwischen einem kurzen Satz wie „Bitches, I‘m gay“ und langen Gesprächen mit Angehörigen zeigen sich viele verschiedene Erlebnisse.

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Liebe kennt kein Geschlecht

Die Suche nach individueller Identität und Genderfragen sind Thema dieses Filmes.

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Kein Gegensatz

Helene Shani Braun lässt sich in Potsdam zur Rabbinerin ausbilden. Sie möchte zeigen, dass jüdisch-Sein und queer-Sein keinen Widerspruch darstellt und macht sich für Frauen und queere Menschen im Judentum stark.

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Aufklärung, Austausch und Qualifizierung in NRW

Das Queere Netzwerk NRW vernetzt, berät und stärkt Angebote im Bereich von Selbsthilfe, Empowerment, Antidiskriminierungsarbeit und vielen weiteren Feldern. Hier geht es zur Seite mit den Mitgliedern des Netzwerks

Für LSBTIQ* und ihre Angehörigen gibt es in Nordrhein-Westfalen sieben vom Land geförderte psychosoziale Beratungsstellen. Diese finden Sie hier, auf der Seite des Ministeriums für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen.