Junge Stimmen gehören an den Verhandlungstisch
Ayman Ryari ist Sprecher des Kinder- und Jugendrates NRW. Gemeinsam mit seinen Mitstreiterinnen und Mitstreitern hat sich der 19-jährige Student für eine Gesetzesänderung eingesetzt. Jugendliche haben in den nordrhein-westfälischen Kommunen künftig mehr Mitbestimmungsrechte.
Der Weg in die Jugendpolitik begann für Ayman Ryari mit einer Doppelstunde Mathematik. Für den damals 13-Jährigen klang diese Doppelstunde nicht gerade verlockend. Deshalb zögerte er nicht lange, als sich ein adäquater Ausweg auftat. Der Kinder- und Jugendrat Iserlohn stellte sich an diesem Tag an seiner Schule, dem Märkischen Gymnasium, vor. „Wir hatten die Wahl zwischen der Doppelstunde und der Vorstellungsrunde“, erinnert sich Ayman Ryari. Für den Schüler war es der erste Kontakt mit dem kinder- und jugendpolitischen Gremium. Ayman Ryari war sofort begeistert und entschied sich dazu, sich selbst als Kandidat für den Kinder- und Jugendrat aufstellen zu lassen.
Heute, sechs Jahre später, ist Ayman Ryari 19 Jahre alt. Er ist kein Schüler des Märkischen Gymnasiums mehr. 2024 hat er sein Abitur gemacht, anschließend verschiedene Praktika absolviert und nun studiert er seit wenigen Wochen Jura. Aktives Mitglied im Kinder- und Jugendrat Iserlohn ist er aber immer noch. Und nicht nur das, seit 2022 engagiert sich Ayman Ryari auch im Kinder- und Jugendrat NRW, zu dessen Sprecher er 2023 gewählt wurde. „Wir vernetzen die kommunalen Kinder- und Jugendgremien, organisieren landesweite Projekte und beraten die Landespolitik aus der Perspektive junger Menschen“, erläutert Ayman Ryari die Aufgaben des Gremiums. Gleichzeitig sitzt der frischgebackene Student auch im Vorstand der Bundeskonferenz der Landesverbände der Jugendbeteiligungsgremien. In dieser Konferenz haben sich die Dachverbände, wie der Kinder- und Jugendrat NRW, aus den verschiedenen Bundesländern zusammengeschlossen, um die Interessen junger Menschen bundesweit zu vertreten.
Der Aufwand für all diese Ehrenämter ist groß, sogar sehr groß. Doch laut Ayman Ryari lohnt er sich. Denn der 19-Jährige hat in den vergangenen Jahren immer wieder die Erfahrung gemacht, dass Jugendliche, wenn sie sich vernetzen und ein gemeinsames Ziel verfolgen, wirklich etwas bewirken können. „Unsere Lebenszeit ist ein rares Gut. Vor allem wir jungen Menschen müssen diese mit Bedacht für etwas Gutes nutzen! Wir müssen anfangen unser Leben bewusst zu Leben und Dinge kritisch zu hinterfragen.“, stellt Ryari hervor. Als Beispiel nennt er die Corona-Pandemie. Distanzunterricht, fehlende Sport- und Freizeitangebote und das Verbot sich mit Freunden zu treffen, haben bei vielen Jugendlichen bis heute sichtbare Spuren hinterlassen. „Wir haben hier in Iserlohn eine Beratungsplattform geschaffen“, erzählt der angehende Jurist. Sie funktioniert so ähnlich wie ein Seelsorgetelefon, nur dass sie auf die Sorgen und Nöte junger Menschen in Bezug auf die Folgen der Corona-Pandemie zugeschnitten ist.
Das Beispiel zeigt laut Ayman Ryari aber nicht nur, dass Jugendliche gemeinsam viel erreichen können. Es zeigt auch, dass es keine besseren Interessensvertreter für Jugendpolitik gibt als die Jugendlichen selbst. Sie wissen am besten, wo der Schuh drückt, welche Themen ihnen am Herzen liegen und was sich aus ihrer Sicht in unserer Gesellschaft verändern muss. Und genau aus diesem Grund hat sich Ayman Ryari in den vergangenen Monaten gemeinsam mit seinen Mitstreiterinnen und Mitstreitern aus dem Kinder- und Jugendrat NRW für eine spezifische Formulierung bei der Überarbeitung des Kinder- und Jugendhilfegesetzes (SGB VIII, Sozialgesetzbuch Achtes Buch) und seiner Ausführungsgesetze in Nordrhein-Westfalen stark gemacht. „In dem neuen Gesetzentwurf war von Anfang an vorgesehen, dass im Jugendhilfeausschuss auch eine Jugendvertretung sitzen soll“, erklärt Ayman Ryari und ergänzt: „Uns war aber wichtig, dass es sich dabei um eine echte Jugendselbstvertretung handelt – also Jugendliche, die sich selbst im Ausschuss vertreten, und nicht Erwachsene, die über Jugendliche sprechen.“ Letztlich setzten sich die Jugendlichen mit ihrem Wunsch durch. Unter Paragraf 5 des Gesetzes zur Änderung nordrhein-westfälischer Ausführungsgesetze zum SGB VIII vom 10. Juni 2025 wird nun als beratendes Mitglied des Jugendhilfeausschusses auch eine Vertretung örtlicher Jugendselbstvertretungen aufgeführt.
Für Ayman Ryari ist das ein großer Erfolg, der die Mitbestimmung junger Menschen in Nordrhein-Westfalen deutlich stärkt und wer weiß, vielleicht hätte es diese Gesetzesänderung nie gegeben, wenn der heute 19-Jährige sich vor sechs Jahren nicht gegen die Doppelstunde und für die Vorstellung des Kinder- und Jugendrates Iserlohn entschieden hätte. Manchmal kann es sich durchaus lohnen, auf Mathematik zu verzichten.
Du willst dich engagieren?
Du hast auch Lust, Dich in Deiner Kommune für kinder- und jugendpolitische Themen stark zu machen? Dann schau am besten gleich auf die Internetseite Deiner Stadt. Dort erfährst Du, ob es ein kommunales Kinder- und Jugendgremium wie ein Jugendparlament oder einen Jugendrat gibt und wie Du dort Mitglied werden kannst.