So besonders war die Verleihung des Gustav-Heinemann-Preises in Bielefeld
Vor rund 175 Gästen hat Jörg Isermeyer am 24. November 2025 den Gustav-Heinemann-Friedenspreis für Kinder- und Jugendbücher erhalten. Ina Brandes, Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, überreichte den Preis an einem außergewöhnlichen Ort.
Der Autor, Musiker und Theaterpädagoge aus Bremen erhielt den Literaturpreis für seinen Jugendroman „Egal war gestern“, der Rechtsextremismus, Rechtspopulismus und Hass im Netz thematisiert. „Jörg Isermeyer ist es hervorragend gelungen, die allgegenwärtige Nutzung sozialer Medien in eine berührende Geschichte zu verwandeln. Das Buch zeigt, wie schnell Jugendliche in Hass, Desinformation und digitale Parallelwelten geraten können. Gleichzeitig macht es deutlich, dass wir noch keine ausreichenden Antworten auf diese Formen der Hetze gefunden haben. Wir müssen junge Menschen in die Entwicklung von Lösungen einbeziehen. Das stärkt unsere Demokratie“, sagte die Ministerin in ihrer Laudatio. „Ich gratuliere Ihnen, lieber Herr Isermeyer, ganz herzlich zu dieser wichtigen Auszeichnung und dem Peter Hammer Verlag zur klugen Entscheidung, „Egal war gestern“ zu verlegen.“
Hauptfigur der Geschichte sind die Jugendlichen Finn und Lennard, die mit lustigen Videos in den sozialen Medien berühmt werden wollen. Als sie Beiträge einer Mitschülerin liken, die eine Person of Color ist, geraten sie ins Visier rechtsextremer Accounts. Zeitgleich wird auch Finns Vater, der sich als Lehrer gegen den zunehmenden Rechtsextremismus an seiner Schule engagiert, angegriffen. Isermeyer lehnt sich in der Geschichte an reale Ereignisse an, etwa den Brandbrief zweier Lehrkräfte einer Schule im brandenburgischen Burg: „Mir war es angesichts der Entwicklungen der heutigen Zeit ein großes Anliegen ein Buch zu schreiben, das einerseits den Rechtsruck in unserer Gesellschaft in den Blick nimmt und andererseits über das Thema Social Media direkt im Leben junger Menschen verankert ist. Wir brauchen mehr Bücher für Kinder und Jugendliche, die politische Themen greifbar machen und ein klares Statement für Zivilcourage und das Miteinander setzen.“
Viele Kinder und Jugendliche waren bei der Preisverleihung dabei
Für den Gustav-Heinemann-Preis 2025 waren mehr als 100 Bücher durch Verlage sowie Autorinnen und Autoren eingereicht worden. Eine unabhängige Jury entschied sich aus allen Einsendungen für den Roman von Isermeyer. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert.
Vergeben wurde er erstmals in Bielefeld; genauer in der Wissenswerkstadt, die als Schnittstelle zwischen der Universität Bielefeld, der Hochschule Bielefeld und der Stadtgesellschaft gegründet wurde.
An der Preisverleihung nahmen auch rund 100 Schülerinnen und Schüler aus Bielefeld teil. Sie hatten sich im Vorfeld der Preisverleihung im Rahmen von Workshops mit dem Roman beschäftigt. Dieses Begleitprogramm hatte die Landeszentrale für politische Bildung zusammen mit dem Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung der Universität Bielefeld entwickelt und durchgeführt.
Über den Gustav-Heinemann-Preis
Der Gustav-Heinemann-Friedenspreis für Kinder- und Jugendbücher ist einer der wichtigsten Preise für Literatur in deutscher Sprache, der junge Menschen ermutigt, sich für Zivilcourage und Toleranz, für Menschenrechte und für gewaltfreie Formen der Konfliktlösung einzusetzen. Er wird seit 1982 verliehen und erinnert an das Engagement des früheren Bundespräsidenten Gustav Heinemann für die Friedensforschung und Erziehung.
Die Ausschreibung für die Preisvergabe im kommenden Jahr ist bereits gestartet. Noch bis zum 31. Januar 2026 können sich Verlage sowie Autorinnen und Autoren bewerben. Mehr Informationen finden Sie auf dieser Seite.